Weltweiter Wohlfühlfaktor: Ein sauberes Zuhause

Wer vorzugsweise auf Mopp und Besen setzt, lieber dem Saugroboter vertraut und warum den Japanern eine Putzzeit von knapp eineinhalb Stunden pro Woche ausreicht, erklärt die Studie beim genaueren Hinschauen.

Graph Germany

Etwas mehr als zwei Stunden wöchentlich putzt die Welt.

Ob dabei auf Mopp und Besen gesetzt, gerne mit Dampf gereinigt oder die Hausarbeit lieber an den Saugroboter abgegeben wird, ist weltweit unterschiedlich. Im „Warum“ sind sich aber alle einig: 94 % der Befragten ist ein sauberes Zuhause wichtig.

Mit 99 % übernehmen die Brasilianer dabei deutlich die Führung, die Deutschen liegen genau im Durchschnitt – und in US-amerikanischen Haushalten wird Staub und Flusen schon einmal mit bis zu vier verschiedenen Saugern zu Leibe gerückt. Diese und noch mehr interessante Erkenntnisse zeigt die „Kärcher Reinigungsstudie 2018“.

Essig, Dampfreiniger & Co. – Jedes Land putzt anders

83 % der Deutschen nutzen elektrische Putzhelfer, ein Viertel der US-Amerikaner spricht während des Saubermachens mit sich selbst und fast die Hälfte der Polen liebt ihren Dampfreiniger – nicht nur Dauer und Wichtigkeit des Hausputzes unterscheiden sich international, auch bei den Gewohnheiten heißt es: Jedes Land putzt anders.

Zwar ist den Brasilianern laut Umfrageergebnis ein sauberes Zuhause am wichtigsten, am längsten aber wird in russischen Haushalten geputzt: Mit 3:05 Stunden wöchentlich liegen sie deutlich über dem Durchschnitt von 2:10 Stunden.

Die Japaner dagegen vollbringen ihren Hausputz deutlich schneller: 1:09 Stunden verwenden sie pro Woche.

Mit 2:15 h liegen auch die Briten minimal über der durchschnittlichen Putzzeit – und mindestens einmal pro Woche entfällt ein Teil davon auf das Auto: Ein Drittel der britischen Männer putzt ihren Wagen wöchentlich, einige davon sogar täglich.

Weltweit werden manuelle Reinigungsgeräte aber auch elektrische Helfer wie Staubsauger stark genutzt. Mit 83 % gaben besonders viele Befragte in Deutschland an einen Staubsauger und Co. zu benutzen. Besen und Wischmopp erreichte den größten Nutzeranteil mit 87 % in Russland.

Insgesamt nutzen 17 % der weltweit Befragten mittlerweile einen Saugroboter, wobei die Verteilung sehr unterschiedlich ist: In Brasilien liegt der Wert bei 4 %, in China bei 38 %.

Wenn sie vor der Wahl für nur ein Haushaltsgerät stünden, würde sich knapp die Hälfte der Polen für den Dampfreiniger entscheiden – ein klares Bekenntnis.

Ob man bei der häuslichen Reinigung lieber zu chemischen Reinigungsmitteln oder altbewährten Hausmitteln greift, wird weltweit unterschiedlich beantwortet. 19 % der Japaner nutzen klassische Hausmittel wie Essig, Zitrone oder Backpulver, in Deutschland dagegen sind es 54 %.

Bei 70 % der befragten Japaner findet sich ein Reinigungsmittel im Putzschrank, in Russland sogar bei 88 %. Die übrigen befragten Länder liegen zwischen diesen Werten.

In China bekommen 29 % der Befragten Unterstützung von ihrem Partner, der Familie oder Mitbewohnern – die meisten putzen demnach alleine. In Polen dagegen avanciert der Hausputz mehr zu einem Familienereignis: 55 % erhalten hier Hilfe. Damit hält Polen die Spitzenposition im internationalen Vergleich – durchschnittlich liegt der Wert bei 39 %.

Während Frankreich mit 1:38 h etwas unter dem Durchschnitt in der wöchentlichen Putzzeit liegt, verschönern sich die Franzosen diese Zeit aber mit musikalischer Begleitung: Knapp 40 % singen und tanzen während des Hausputzes. In den USA hören 58 % gerne Musik, ein Viertel verbringt die Zeit dagegen mit einer etwas anderen Nebenbeschäftigung: Selbstgesprächen. In Deutschland lassen sich mehr als zwei Drittel beim Hausputz musikalisch begleiten, 8 % von einem Hörbuch – und immerhin knapp ein Viertel konzentriert sich voll und ganz auf die reinigenden Tätigkeiten.

Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage des Marktforschungsinstitutes Research Now, bei der sich 9125 Personen Fragen zum Putzverhalten in ihrem Heimatland stellten. Die Ergebnisse aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Polen, Russland und den USA repräsentieren deren Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.

DH

Interview: Reinigungsgewohnheiten in den USA und Japan

Von japanischer Putzmoral und „quick cleaning“ in den USA

2,47 Personen, 65 Quadratmeter Wohnfläche in der Region Tokio, ein tierischer Mitbewohner in jedem fünften Haus – der statistische Durchschnittshaushalt in Japan. Die Wohnfläche außerhalb der Hauptstadt liegt bei knapp 110 Quadratmetern. In US-amerikanischen Haushalten leben im Durchschnitt 2,5 Personen. Sie haben dabei etwa 220 Quadratmeter zur Verfügung, die sich knapp 70 % zudem mit einem Haustier – wie in Japan meist Hund oder Katze – teilen. Zwei Länder, zwei unterschiedliche Lifestyles – ein Grund, die Reinigungsgewohnheiten in Japan und den USA näher kennenzulernen. Beim Gespräch mit Kenji Asaki von Kärcher in Japan und Dan Hayes aus den USA stand die Frage im Mittelpunkt: Wie putzt man auf der jeweiligen Seite des Pazifiks?

Japan geht aus der Umfrage mit zwei Extremwerten hervor: als Land mit der höchsten Technikaffinität, aber der kürzesten Putzdauer. Können Sie das erklären?

Kenji Asaki: Putzen ist bei uns eine der wichtigsten Haushaltstätigkeiten eins – Laut einer Umfrage reinigen 40 % ihre Wohnung oder ihr Haus jeden Tag, weitere 40 % alle zwei bis drei Tage. Durch die Häufigkeit der Reinigung ergibt sich, dass es einfach schneller geht. Dazu kommt, dass wir im Haus unsere Schuhe ausziehen – was einen erheblichen Teil dazu beiträgt, dass vor allem die Böden gar nicht erst so sehr verschmutzen. Dass wir Japaner zudem technikaffin sind, ist unumstritten. So ist es nur logisch, dass wir die elektrischen Helfer auch im Haushalt benutzen. Der Staubsauger ist dabei das Gerät der Wahl, und auch Saugroboter werden immer beliebter.

Ist das Putzen „zwischendurch“ auch in den USA üblich?

Dan Hayes: Wir in den USA neigen ähnlich wie in Japan dazu, unsere Häuser und Wohnungen während der Woche regelmäßig zu reinigen – sogenanntes „quick cleaning“ ist weit verbreitet. Das war früher anders und kommt einfach daher, dass in vielen Haushalten alle Mitglieder berufstätig sind und die Wochenenden zum Erholen nutzen möchten. In den USA sind Mopps für die Bodenreinigung sehr beliebt, bei den elektrischen Geräten führt ebenfalls der Staubsauger die Verkaufszahlen an.

Das heißt, Teppiche sind in beiden Ländern beliebte Bodenbeläge?

Dan Hayes: Bei uns in den USA stimmt das. Die Nordamerikaner lieben Teppiche, und aufgrund von immer besseren, strapazierfähigeren Materialien werden sie zunehmend beliebter. Derzeit führen Teppiche die Rangliste der Bodenbeläge an, gefolgt von Parkett und Keramikfliesen. Vor allem in Wohn- und Schlafräumen geht den US-Amerikanern nichts über die warme, gemütliche Atmosphäre eines Teppichbodens.

Kenji Asaki: Heutzutage sind in Japan in fast jedem Haus Holzböden zu finden. Wir in Japan arbeiten punktuell mit Tatami-Matten – diese sind aus geflochtenem oder gepresstem Reisstroh gefertigt und werden einzeln verlegt, vor allem im Wohnbereich.

Das heißt, in japanischen Häusern finden sich, ähnlich wie in den USA, überwiegend großzügige Wohnküchen?

Kenji Asaki: Ja, der Trend geht dazu, dass Wohn- und Essbereich sowie Küche ein großes Zimmer bilden. So ist dieses auch am meisten frequentiert und steht beim Hausputz an erster Stelle. Beim traditionellen ‚Year-end cleaning‘, das in Japan noch sehr verbreitet ist, fangen wir ebenfalls in der Küche an. Aber auch das Badezimmer steht weit oben auf der To-do-Liste das ganze Jahr über.

In Japan zieht man gewohnheitsmäßig die Schuhe aus – was unterscheidet das japanische Putzverhalten noch von dem anderer Länder?

Kenji Asaki: Ich denke, dieser Fakt beeinflusst das Putzverhalten insofern, dass unsere Böden kaum mit Sand oder Schlamm verschmutzt sind. Dazu kommt, dass wir auch außerhalb unseres eigenen Haushaltes stark auf Sauberkeit achten: Müll auf die Straße zu werfen, würde kaum jemanden in den Sinn kommen. Zudem hat der Akt des Putzens eine moralische Seite: Es geht nicht nur darum, dass es sauber ist – Sauberkeit ist auch Teil der Erziehung. So ist etwa das Putzen von Klassenräumen in der Schule ein Bestandteil der Schulordnung.

Wie ist das in den USA – stimmt es, dass bei Ihnen nicht an Geräten gespart wird?

Dan Hayes: Der typische US-Haushalt spielt sich auf mehreren Etagen ab. So ist es auch nicht ungewöhnlich, dass wir nicht einen oder zwei, sondern bis zu vier verschiedene Staubsauger besitzen. Für jede Etage sowie für die unterschiedlichen Anforderungen – sei es ein Saugroboter für die tägliche Reinigung oder Geräte für die nasse und trockene Teppichreinigung. Diese Sprühextraktionsgeräte zur Tiefenreinigung von Teppichen stehen übrigens an dritter Stelle der beliebtesten Reinigungsgeräte in den USA. Da unsere Häuser in der Regel relativ groß sind, haben wir zur Aufbewahrung der vielen Geräte auch genügend Stauraum.

AKJP