Dem Schmutz auf der Spur

Woraus besteht eigentlich Staub? Was genau ist der Unterschied zwischen Reinigen und Putzen? Und wie bekommt man seine vier Wände am effektivsten sauber? Wir schauen ganz genau hin und lüften das Geheimnis einer blitzblanken Wohnung.

Wohnzimmer

Ganz schön verstaubt

Wer kennt das nicht? Das Haus erstrahlt frisch geputzt vom Dachboden bis zum Keller, nach dem Stoßlüften bleiben Fenster und Türen geschlossen — trotzdem setzt sich schon wenig später wieder eine hauchfeine Staubschicht auf Möbeln, Zimmerpflanzen und dem Fußboden ab. Leider helfen wischen, kehren oder saugen oft nur vorübergehend, denn wo Menschen leben, wird zwangsläufig Staub aufgewirbelt. Doch wo kommt Staub eigentlich her und woraus setzt er sich zusammen?

Der Zoom durch das Elektronenmikroskop verrät: Staub ist eine „bunte Mischung“ aus unterschiedlich großen Teilchen, die sich miteinander vermengen und verbinden. Von abgestorbenen Hautschüppchen und Teppichfasern über Pollen und Haustierhaaren bis hin zu Feinstaub, ist alles dabei — ein „gefundenes Fressen“ für ungebetene Gäste wie Staubläuse, Hausstaubmilben, Bakterien und Schimmelpilzsporen. Je nach Partikelgröße und Gewicht, wird der Staub von der zirkulierenden Luft in jeden Winkel getragen oder wabert permanent umher, ohne sich abzusetzen.

Die Zusammensetzung des Hausstaubes unterscheidet sich je nach Zimmer, Lage des Wohnhauses sowie Anzahl und Lebensweise der Bewohner. Einen Großteil der Verunreinigung tragen wir mit den Schuhen in unsere Räume. Deshalb lohnen sich Gitterroste, Kokos- und Textilmatten oder Gummiprofile als „Schmutzfangzonen“. Vor den Eingängen platziert, fangen sie einen Großteil des Schmutzes ab, der sonst im Flur oder in anderen Wohnräumen landen würde. Durchs Lüften gelangen zusätzlich Ruß, Pilzsporen oder Blütenstaub ins Haus.

Hausstaub Mikroskop

Schmutzarten

Verschmutzungen werden, stark vereinfacht, in drei Arten eingeteilt:

  • Grober Schmutz, zum Beispiel Papierreste, Herbstlaub
  • Feiner Schmutz, zum Beispiel Sand, Staub, Erde
  • Flüssiger Schmutz, zum Beispiel Wasser, Öl, Lösungsmittel

Schmutz kann zudem unterschiedliche, verunreinigende Eigenschaften haben:

  • Er liegt lose auf einer Oberfläche auf, wie zum Beispiel Sand oder Staub
  • Er ist auf einer Oberfläche fixiert, wie zum Beispiel Kleberreste, Eiweiß, Fett
  • Er schädigt die Oberfläche mechanisch, wie zum Beispiel Sand, Steinchen
  • Er besteht aus Mikroorganismen, wie zum Beispiel Bakterien, Viren oder Pilzen

 

Nicht nur saubermachen, sondern pflegen

Wer sich mit Verunreinigungen befasst, kommt am „Saubermachen“ nicht vorbei. Das Reinigen wird definiert als „das Entfernen eines fremden Stoffes, der sich unerwünscht auf einer Oberfläche befindet“. Jeder Reinigungsvorgang zielt darauf ab, eine Verunreinigung durch eine möglichst effiziente Reinigungsmethode zu beseitigen. Dazu zählen im Haushalt in erster Linie Kehren, Saugen, Bürsten, Trocken- und Nasswischen.

Ebenso wie Schmutz, wird auch Sauberkeit in unterschiedliche Arten unterteilt:

  • Optisch sauber — auf einer Oberfläche ist mit bloßem Auge kein Schmutz mehr zu erkennen
  • Bakteriologisch sauber — eine Oberfläche ist frei von lebenden Mikroorganismen
  • Physikalisch sauber — auch mit der Lupe oder dem Mikroskop ist auf einer Oberfläche keine Verschmutzung mehr sichtbar
  • Chemisch sauber — eine Oberfläche ist frei von Sauerstoff-Verbindungen und chemischen Stoffen

Doch weshalb stecken wir überhaupt so viel Zeit und Mühe in die gründliche Reinigung unseres Wohnraumes — in Deutschland im Schnitt 3,17 Stunden pro Woche, wie eine internationale Putzstudie von Kärcher zeigt? Weil uns nicht nur ein sauberes Heim wichtig ist, sondern auch der Werterhalt, also die Pflege unseres Besitzes. Außerdem lassen uns auch Gründe wie Ästhetik, Sicherheit und Image zu Staubsauger, Dampfreiniger, Akku-Besen & Co. greifen.


Interview mit Martin Lutz

Im Gespräch deckt Martin Lutz, Geschäftsführer des Forschungs- und Prüfinstitut für Facility Management GmbH auf, wo sich die größten Verschmutzungsherde in den eigenen vier Wänden verbergen.

Herr Lutz, wie definieren Sie Schmutz?

Ich beschreibe Schmutz immer als „Materie am falschen Ort“ und nenne gerne folgendes Beispiel: Marmelade auf dem Butterbrot ist Materie am richtigen Ort, Marmelade auf dem Fußboden ist Materie am falschen Ort. Ob eine Umgebung als schmutzig empfunden wird oder nicht, hängt immer auch vom subjektiven Empfinden ab, besonders im privaten Umfeld. Es ist also schwierig, Schmutz allgemeingültig zu definieren.

Gibt es typische Schmutzarten, die man in jedem Wohnraum vorfindet?

Loser Feinschmutz ist in jeder Wohnung anzutreffen, dazu zählen in erster Linie Staub, Flusen und Haare.

Wie beseitigt man diesen losen Feinschmutz am effektivsten?

Zunächst einmal sollte man sich über den Unterschied zwischen Putzen und Reinigen im Klaren sein. Wenn man reinigt, ist man sich bewusst, was man tut und wählt ganz gezielt das Reinigungsverfahren anhand der Verschmutzung aus. Wenn man putzt, macht man nur „fürs Auge“ sauber. Ein gutes Beispiel ist Staubwischen. Hier greifen viele instinktiv zum feuchten Lappen. Dabei lässt sich Hausstaub viel effektiver mit einem trockenen Mikrofasertuch oder einem Staubwedel entfernen, weil man sich die elektrostatischen Eigenschaften der Reinigungstextilien zunutze macht und Staub damit viel besser binden kann. Man sollte sich also selbst die Frage stellen: „Putzt du noch oder reinigst du schon?“

Wie hat sich der Schmutz in unseren Wohnräumen im Laufe der Zeit verändert?

Früher kam der Schmutz häufig von innen, beispielsweise durch Rußpartikel von Öfen mit offenem Feuer. Heutzutage tragen wir viel mehr Schmutz von außen in unsere Häuser und Wohnungen.

Durch die Umwelteinflüsse hat sich natürlich auch die Zusammensetzung des Schmutzes verändert. Einen großen Unterschied gibt es auch, was die verwendeten Oberflächenmaterialien angeht. Früher wurden Oberflächen oft „kaputtgereinigt“. So wurden zum Beispiel Fußböden mit Wischwachsen geradezu überschichtet, was sich oft bei alten Parkettböden zeigt.

Heutzutage soll der Ursprungszustand einer Oberfläche möglichst lange erhalten bleiben. Der Werterhalt durch gezielte Reinigung in Kombination mit Pflege ist den Menschen viel wichtiger geworden. Im Hinblick auf das Reinigungsmittelangebot hat sich ebenfalls einiges verändert. Der Markt ist mittlerweile übersät mit Produkten die Fantasienamen tragen und nur schwer erkennen lassen, wofür sie eigentlich entwickelt wurden. Es scheint, dass der gute alte Allzweckreiniger ausgedient hat …

Martin Lutz

In welchen Räumen gibt es den meisten Schmutz?

Wie schon erwähnt, Schmutz ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Beim Thema Staub zeigt die Erfahrung, dass der Flur der schmutzigste Bereich ist, weil wir sehr viel „Dreck“ mit den Schuhen ins Haus tragen. Eine Fußmatte sollte daher vor keinem Eingang fehlen.

Es gibt aber auch hygienisch bedenkliche Verschmutzungen, also wenn eine Oberfläche mit lebenden Mikroorganismen kontaminiert ist. In vielen Haushalten ist die Griffleiste vom Kühlschrank oft stärker verunreinigt als die Klobrille der Toilette. Die Leute gehen einkaufen, fassen Dinge wie den Griff des Einkaufwagens an und sortieren Zuhause die Lebensmittel sofort in den Kühlschrank ein, ohne sich vorher die Hände gewaschen zu haben. Alle Bereiche, die häufig einem Haut- oder Handkontakt unterliegen, sollten regelmäßig gereinigt werden. Dazu zählen Haustür- und Autogriffe ebenso wie Geräte mit Touch-Displays, zum Beispiel Handys und Tablets.

Welche Reinigungstrends werden künftig Einzug in unsere vier Wände halten?

Reinigung wird sich immer an die Oberflächen anpassen, nicht umgekehrt. Unsere Lebensräume sollen nicht nur sauber sein, sondern möglichst lange in ihrem Ursprungszustand erhalten bleiben — der Werterhalt durch effektive Reinigungsmethoden und Pflegeprodukte wird also eine immer bedeutendere Rolle spielen.

Immer wichtiger wird den Konsumenten auch, dass möglichst wenig Chemie eingesetzt wird, entweder durch umweltschonendere Mittel oder durch immer bessere Geräte, mit denen man Schmutz oberflächenschonend entfernt. Nur eines kann ich sicher „vorhersagen“: Hundertprozentige Sauberkeit und selbstreinigende Oberflächen bleiben erstmal nur Wunschträume.


Checkliste für die Reinigung

Effektiv saubermachen heißt, die richtige Reinigungsmethode in Kombination mit dem passenden Reinigungsmittel zu wählen — unsere Checkliste hilft Ihnen, beim nächsten Hausputz ganz gezielt vorzugehen. Stellen Sie sich folgende Fragen, bevor Sie mit dem Reinigen loslegen:

Hausstaub

Welche Verschmutzungsart liegt vor?

Sind es wasserlösliche Verschmutzungen wie beispielsweise Straßenschmutz oder öl-/fetthaltige Verschmutzungen wie Lebensmittelfette?

Welche zu reinigende Oberfläche wird vorgefunden?

  • Aus welchem Oberflächenmaterial besteht das zu reinigende Objekt und wogegen ist es empfindlich?
  • Welches Zubehör (beispielsweise Bürste/Tuch) ist für die Oberfläche geeignet?
  • Wie groß ist das zu reinigende Objekt / die zu reinigende Fläche?
  • Ist die Oberflächenbeschaffenheit glatt, rau oder porös?

Welche Reinigungsmethode ist sinnvoll?

Grober und feiner Schmutz lässt sich mit einem Besen zusammentragen. Besen mit weichen Borsten eignen sich für den Innenraum und empfindliche Böden, harte Borsten kommen am besten im Außenbereich zum Einsatz. Der Schmutz muss mit Handfeger und Kehrschaufel aufgenommen werden. Da beim Kehren immer Staub aufgewirbelt wird, ist feuchtes Nachwischen oft sinnvoll. Tipp: Besonders schnell und zuverlässig entfernen Sie Staubmäuse, Brösel & Co. mit einem Akku-Besen.

Mit dem Staubsauger können Verschmutzungen wie Haare, Fusseln oder Sand von Böden, Teppichen, Auslegeware und rutschhemmenden Untergründen gründlich entfernt werden.

Hartbodenbeläge können durch nebelfeuchtes oder trockenes Wischen, auch staubbindendes Wischen genannt, leicht von lose aufliegendem Schmutz wie Flusen, Staub und Haaren befreit werden. Professionelle Reinigungssysteme, Aktivfaserwischbezüge oder Staubbindetücher, die sich elektrostatisch aufladen, eignen sich ideal, um den Untergrund von losen Verschmutzungen zu befreien.