Internationale Studie: «Jeder will es sauber haben»

Eines hat die Welt, wenn es um Reinigung geht, gemeinsam: Nahezu jedem ist ein sauberes Zuhause wichtig oder sehr wichtig. Und damit gehört das heimische Reinigen, egal ob regelmässig oder unregelmässig, zum Leben einfach dazu. Aber was steckt genau dahinter?

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Doch der internationale Vergleich der Reinigungsgewohnheiten zeigt überraschende Unterschiede

Eines hat die Welt, wenn es um Reinigung geht, gemeinsam: Nahezu jedem ist ein sauberes Zuhause wichtig oder sehr wichtig. Aber was steckt genau dahinter? Wer investiert am meisten Zeit und welche Hilfsmittel werden für die Reinigung am häufigsten genutzt? Kärcher als Spezialist für Reinigungsgeräte wollte es genauer wissen und hat zusammen mit den Marktforschern von Research Now eine repräsentative Befragung umgesetzt. Mehr als 6000 Teilnehmer aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Polen und den USA wurden zu ihrem persönlichen Reinigungsverhalten befragt. Zu Tage traten dabei so manche Gemeinsamkeit aber auch landestypische Unterschiede und Besonderheiten.

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Brasilianern ist Sauberkeit besonders wichtig, Polen sind grosszügiger

Rund 90 Prozent aller Interviewpartner weltweit haben angegeben, dass ihnen ein sauberes Zuhause wichtig bis sehr wichtig ist. In Brasilien legen 97 Prozent der Befragten grossen Wert auf Sauberkeit, in Polen 87 Prozent. Die übrigen Kulturen liegen zwischen diesen Angaben. Die Deutschen, weltweit als besonders ordentlich angesehen, liegen tatsächlich in dieser Werteskala mit 89 Prozent im vergleichsweise unteren Bereich. Auf die Frage, wieviel Zeit wöchentlich sie für das Reinigen der Wohnung aufbringen, antwortete der Durchschnitt der deutschen Haushalte: 3 Stunden und 17 Minuten. Damit liegen die Deutschen nahe an den übrigen befragten Ländern (3:20 Stunden). In Brasilien verwenden die Menschen durchschnittlich 4:05 Stunden auf das Putzen, knapp zehn Prozent der Befragten sagten sogar, ihre Putzzeit liege bei mehr als 10 Stunden.


Gerhard Reifmesser im Dialog

Interview: Wo ist es am Saubersten?

Zu den teils verblüffenden Ergebnissen und Unterschieden haben wir uns mit Gerhard Reifmesser unterhalten, dem Leiter der Kärcher-Marktforschung:

Herr Reifmesser, wer länger putzt, hat es sauberer?

Das wäre zu vereinfachend. Wieviel Zeit man aufwendet, hat auch damit zu tun, welche Geräte man benutzt. Wer elektrische Geräte zu Hilfe nimmt, kann Zeit sparen. Die Besonderheit der brasilianischen Putzkultur liegt unter anderem darin, dass man manuell und mit viel Wasser reinigt. In den Häusern sind Steinböden üblich, und der Küchenbereich öffnet sich oft nach einer Seite zu einer Art Terrasse, der sogenannten Lavanderia. So lässt sich auch der Küchenboden wässern und nass reinigen. Auffallend sind dort auch die starken und parfümierten Reinigungsmittel – ein frischer Duft signalisiert Sauberkeit.

Kennen Sie die globalen Reinigungskulturen und ihre Unterschiede aus eigener Anschauung?

Ja, wir Marktforscher begleiten praktisch alle unserer Studien auch vor Ort, sprechen mit den Menschen, schauen uns ihre Wohnungen und ihre Art zu reinigen an. Etwa ein Viertel meiner Arbeitszeit verbringe ich mit solchen Untersuchungen in den weltweiten Märkten für unsere Produkte.

Wo ist es Ihrer Beobachtung nach am saubersten?

In Japan. Die japanische Mentalität hat in dieser Hinsicht einige Besonderheiten. Reinigen gehört gewissermassen zur Charakterbildung. Schon Schulkinder und Studenten lernen, ihre Schule selbst zu putzen. Ein Erwachsener, der sein Umfeld sauber hält, gilt als ein Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist. Auch die Gemeinschaft spielt eine spezielle Rolle. Sie können an Sonntagen viele Freiwillige sehen, die öffentliche Anlagen sauber halten und Müll einsammeln. Das gibt es in dieser Form sonst nirgendwo.

Gibt es neben kulturellen Unterschieden auch grundlegende Gemeinsamkeiten bei den Reinigungsgewohnheiten?

Vereinfacht gesagt: Jeder will es sauber haben. Allerdings ist die Wahrnehmung von Sauberkeit individuell und kulturell geprägt. In Grossbritannien, Russland oder den USA würde das Reinigungsverhalten eines typischen japanischen Haushalts wohl als stark übertrieben wahrgenommen.

Und wie sauber mögen es die Deutschen?

Wenn man die Zeit betrachtet, die in einem deutschen Haushalt durchschnittlich für die Reinigung aufgewendet wird, bewegen wir uns im unteren Drittel. Dass es in Deutschland besonders sauber und aufgeräumt sei, ist eher ein Klischee als Realität. Denken Sie an den Frühjahrsputz: Das war früher ein gängiges Ritual, das es heute aber kaum mehr gibt. Andererseits sagte ich ja schon, dass es auch darauf ankommt, mit welchen Reinigungsgeräten man arbeitet. Die deutschen Haushalte sind überdurchschnittlich gut mit elektrischen Haushaltsgeräten ausgestattet.

Und die als technikverliebt geltenden Japaner?

Hier kommt eine weitere japanische Besonderheit ins Spiel: die beengten Wohnverhältnisse. Selbst im chinesischen Markt, den wir untersucht haben, steht durchschnittlich mehr Wohnraum zur Verfügung. Japanische Wohnungen sind klein, oft schmal und auf mehrere Etagen verteilt. In Japan werden akkubetriebene Geräte bevorzugt. Weil es an Stauraum fehlt, werden sie meist an sichtbaren Orten verstaut. Das stellt andere Anforderungen an das Produktdesign. Kärcher hat deshalb bereits einige Produkte entwickelt, die speziell auf die japanischen Gewohnheiten adaptiert wurden.

Wieviel Zeit bringen Sie persönlich wöchentlich für die Reinigung zuhause auf?

Ich schätze, ich bewege mich etwa im deutschen Durchschnitt. Allerdings meint meine Ehefrau, sie müsse mir gelegentlich nacharbeiten. Auch das ist übrigens ein globales Phänomen: Männer beteiligen sich zwar zunehmend an der Hausarbeit, doch die Zuständigkeit für diesen Bereich wird weiterhin vorwiegend von Frauen empfunden.


Überblick: Kulturtypische Unterschiede beim Reinigen

Aus der aktuellen Studie und einigen vorherigen Untersuchungen zum Reinigungsverhalten lässt sich ein Bild von acht Ländern in Amerika, Asien und Europa zeichnen. Die Unterschiede sind zwar oft nicht gross, doch meist kulturtypisch.

Auf ein sauberes Zuhause wird sehr großer Wert gelegt. Argentinische Haushalte wenden viel Zeit für die Reinigung auf. Knapp 60 Prozent der Argentinier putzen mehr als drei Stunden wöchentlich. Zehn Prozent der Haushalte wenden zehn und mehr Stunden auf. Elektrische Helfer sind unterdurchschnittlich verbreitet, der Gebrauch von chemischen Reinigern ist besonders hoch.

Die Brasilianer sind die grössten Sauberkeits-Fans im Ländervergleich: Nirgendwo wird pro Woche so lange geputzt. Elektrische Reinigungsgeräte nutzt dabei allerdings nur knapp die Hälfte der Brasilianer. Chemische Reiniger sind hier mit Abstand am höchsten im Kurs.

In China wird weltweit am wenigsten Zeit zum Putzen aufgewendet. Frauen investieren in das Saubermachen knapp drei Stunden, Männer nur etwas mehr als zwei Stunden pro Woche. Über die Hälfte der Chinesen bekommt dafür Hilfe von Familie, Partner oder Mitbewohnern, wenn es um den Hausputz geht.

Ihrem Ruf als Saubermänner werden die Deutschen nicht wirklich gerecht. Die wöchentliche Putzzeit ist im weltweiten Vergleich durchschnittlich, der Stellenwert von Sauberkeit ist generell hoch, liegt jedoch unter dem Schnitt der übrigen befragten Länder. Ein Drittel der Befragten gibt an, es beim Putzen nicht immer so genau zu nehmen. Andererseits reinigen die Deutschen effizient, da die Haushalte überdurchschnittlich gut mit elektrischen Reinigungsgeräten ausgestattet sind.

Nur 35 Prozent der Franzosen ist der Hausputz lästig, die übrigen machen sich gern an die Arbeit. Etwa zwei Drittel putzen auch dann, wenn kein Schmutz sichtbar ist. Traditionell ist in Frankreich die Rollenverteilung: Frauen fühlen sich für die Sauberkeit zuhause verantwortlich.

Auch wenn japanische Haushalte als besonders reinlich gelten - 80 Prozent der Befragten sagen, dass die Reinigung zuhause zwar wichtig, aber auch lästig sei. Japanische Haushalte setzen am wenigsten auf chemische Reinigungsmittel. Da Japaner im internationalen Vergleich sehr beengt wohnen, benötigen nur 13 Prozent von ihnen mehr als drei Stunden wöchentlich zur Reinigung.

In Polen zeichnet sich eine Besonderheit ab: Die Jüngeren putzen länger als die ältere Generation. Die Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern ist weiterhin traditionell: 80 Prozent der Frauen geben an, hauptsächlich oder alleine für den Hausputz verantwortlich zu sein. Bei den Männern waren es nur 43 Prozent.

US-Bürger legen durchschnittlich mehr Wert auf Sauberkeit als die befragten europäischen Kulturen. Die Reinigungszeit pro Woche entspricht exakt dem Durchschnitt aller Befragten. Steht ein Besuch von Verwandten oder Freunden an, nehmen sich die US-Bürger besonders viel Zeit, um die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Etwa zwei Drittel der Haushalte nutzen elektrische Reinigungsgeräte wie Staubsauger oder Dampfreiniger.


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